Grundstruktur eines Gesprächs, das man sich eigentlich hätte sparen können

23. Oktober 2015


A und B sind nicht näher bestimmte Personen. Könnten vielleicht auch Du und Ich sein.

A: Sie sind ein Schwarzer!
B: Das heißt?
A: Das heißt, das heißt! – Das heißt: Sie wollen es schwarz!
B: Was?
A: Alles! – Zum Beispiel die Wand.
B: Wie kommen Sie darauf?
A: Sie gehören doch zu denen, die ständig davon sprechen! Schwarz, schwarz, schwarz!
B: Ja, tatsächlich?
A: Zumindest kennen Sie diese Leute, die wollen, dass die Wand schwarz wird!
B: Ach.
A: Ja! Und nicht nur bei sich zu Hause – überall!
B: Alles schwarz, was?
A: Jetzt verharmlosen Sie es nicht!
B: Nichts liegt mir ferner!
A: Aber distanziert haben Sie sich bis heute 12 Uhr auch noch nicht! Obwohl ich das angeordnet hatte! – Wegen der Toleranz.
B: Hm.
A: Ja, „hm“!
B: Kennen Sie denn meine Texte „Das Weiß als angenehme Wandfarbe“ und „Warum Wände manchmal grau sind. Eine Kulturgeschichte des Maler- und Lakiererhandwerks“?
A: Da kann man mal sehen, wie perfide Sie sind: Die Welt mit dreisten Lügen über Ihre wahren Absichten zu täuschen! Richtig miese Tour! – Aber ganz typisch für Schwarze!
B: Und was sind meine wahren Absichten?
A: Das wissen Sie doch wohl am besten!
B: Vermutlich haben Sie Recht.
A: Ja. – Denn erschienen sind die Texte in einer Zeitschrift, die auch mal eine Rezension von Blacky Schwarzmann veröffentlicht hat!
B: Aber…
A: Das war neunzehnhundert… Moment!
B: Aber was hat das jetzt mit mir zu tun?
A: Das fragen Sie noch?! – Naja, was soll man von einem Schwarzen wie Ihnen auch anderes erwarten?!
B: So, es reicht mir! Ich gehe jetzt das Gartenhaus weißen.
A: Die Tarnung wird Ihnen auch nichts nützen!
B: Nicht?
A: Schwarzer!

(Josef Bordat)

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